Achtung Überdruck

Bluthochdruck ist die wichtigste Herzkreislauferkrankung der älteren Katze. Das Erkennen und die richtige Behandlung ist eine der wichtigsten Komponenten der Behandlung alter Tiere. Der Normalwert, je nach Messmethode, bei Katzen beträgt 124/84 mmHg, wobei ein systolischer Wert über 150 mmHg als krankhaft angesehen wird. Der Bluthochdruck, Hypertonie im Fachausdruck, hat Auswirkung auf zahlreiche Zielorgane. So treten besonders häufig Folgeerkrankungen im Bereich der Augen, Nieren, des Herzens und des zentralen Nervensystems auf. Anders als beim Menschen, bei dem die Erkrankung sehr oft ohne erkennbare Ursache auftritt, liegt diese bei unseren Haustieren sehr oft in einem Nierenleiden bzw. einer Stoffwechselerkrankung, wie etwa Schilddrüsenüber oder -unterfunktion, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Erkrankungen der Nebenniere und chronischem Übergewicht.

Das Auge reagiert besonders empfindlich auf Überdruck. Im schlimmsten Fall kommt es zu Einblutungen in das Auge oder zu einer Netzhautablösung. Bei beidseitigem Auftreten kommt es zu einer plötzlichen Erblindung der Katze, sodass oft eine Gewalteinwirkung von außen als Ursache vermutet wird. Aber durch den anhaltenden Überdruck kann es in Folge einer langsamen Degeneration des Nervengewebes im Auge auch zu einer schleichenden Erblindung der Katze kommen. In vielen Fällen ist das Augenlicht für immer verloren. Bei Augenveränderungen bitte sofort tierärztliche Hilfe suchen! Die Netzhaut ist ein Gewebe mit höchstem Nähr-und Sauerstoffbedarf. Die Rettung des Augenlichts ist immer ein Wettlauf mit der Zeit.

In den Nieren führt der der erhöhte Blutdruck zu einer fortschreitenden Nierenzerstörung. Gerade bei der alternden Katze stellen Nierenerkrankungen ein sehr häufiges Problem dar, das nicht selten tödlich endet. Wenn Ihre Katze viel trinkt und häufig Harn absetzt, ist das eine ernst zunehmende Symptomatik. Anzeichen für eine bluthochdruckbedingte Gehirnerkrankung können Anfälle, Lähmungserscheinungen und Verhaltensstörungen sein. Überschreitet der Druck in den Gefäßen des zentralen Nervensystems 150 mmHg, kommt es zu Gefäßschäden und damit zu einem Austritt von Wasser, einem Hirnödem. Arteriosklerose ist damit nicht nur ein Problem des alternden Menschen.

Die beim Menschen übliche Messmethode funktioniert bei unseren Haustieren nicht. Erst die Entwicklung anderer Techniken wie Ultraschall oder Oszillometrie führt jetzt zu brauchbaren Ergebnissen, wie sie früher nur durch Einbringen von Sonden in große Blutgefäße möglich waren.

Zur Behandlung stehen einige Medikamente zur Verfügung, doch in vielen Fällen ist auch eine Diätnahrung mit einem reduzierten Kochsalzgehalt ratsam. Diese wird im Handel unter dem Begriff Nierendiät angeboten.

Das häufige Auftreten, die teilweise Irreversibilität der Schäden und die bei zeitgerechter Diagnose und Behandlung der Erkrankung verlängerte Überlebenszeit rechtfertigen eine mindestens einmal jährliche Untersuchung des Augenhintergrundes und Blutdruckmessung bei allen Katzen über 10 Jahre.