Auweh – Ohrweh!

Etwa ein Viertel aller in Kleintierordinationen vorgestellten Patienten leiden unter Ohrenerkrankungen. Die betroffenen Tiere schütteln häufig mit dem Kopf und kratzen sich im Bereich der Ohren oder leiden unter Ohrenausfluss. Ist nur ein Ohr betroffen, drehen die Tiere den Kopf häufig zur betroffenen Seite hin. Bei Berührungen am Ohr können die Tiere Schmerzäusserungen oder teilweise auch Abwehrbewegungen zeigen. In besonders hochgradigen Fällen können auch Taubheit, Gleichgewichtsstörungen und Gesichtslähmungen die Folge sein.

So eindeutig die Symptome erscheinen, so vielfältig sind die möglichen Ursachen einer Ohrentzündung, lateinisch Otitis. Einerseits spricht man von sogenannten „prädisponierenden Faktoren“, die ein Tier empfänglicher für eine Ohrenentzündung machen. Dazu zählen hängende Ohren, verengte oder zu stark behaarte Gehörgänge, die aufgrund mangelnder Ventilation zu einer übermäßigen Feuchtigkeit im Ohr führen. Manche dieser Faktoren sind rasseassoziiert.

Faktoren, die von sich aus krank machen, nennt man „primäre Faktoren“. Sehr häufig findet man gerade bei sehr jungen Katzen Ohrmilben. Manchmal werden Gehörgange durch die von diesen hervorgerufenen schwarzen Entzündungsprodukten wie durch einen Ausguss regelrecht verschlossen. Eine besonders häufige Ursache dieser Kategorie stellen auch Überempfindlichkeiten dar. Sowohl allergische Reaktionen auf Umweltallergene als auch Futtermittelüberempfindlichkeiten können zu einer Otitis führen. Im Sommer kommt es häufig zu Fremdkörpern im Ohr. Grasgrannen, sogenannte „Schliafhansln“ , können ins Ohr fallen. Durch die Anordnung ihrer Spitzen können diese nicht herausgeschüttelt werden, dringen immer tiefer ins Ohr ein, bis sie schließlich das Trommelfell durchstoßen und ins Mittelohr gelangen. Aber es gibt auch spezielle Bakterien , Pilze und Viren, die zu schwerwiegenden, therapieresistenten Ohrenentzündungen führen können. Diese können zum Beispiel durch verschmutztes Wasser beim Baden ins Ohr gelangen.

Reinigen Sie die Ohren Ihres Lieblings keinesfalls mit Wattestäbchen. Das im Ohr gebildete Cerumen (Ohrenschmalz) und Fremdkörper werden dadurch noch tiefer ins Ohr geschoben und verdichtet. Zur Reinigung und Pflege stehen heute eine Vielzahl von Spüllösungen zur Verfügung. Diese werden angewärmt ins Ohr eingebracht und daraufhin das Ohr sanft massiert. Nach kurzer Einwirkungszeit trocknen Sie die Ohrmuschel und die Umgebung vorsichtig mit einem weichen Tuch. Das Auszupfen von Haaren aus dem Gehörgang führt zu kleinen Verletzungen und ist bei Hunden, die zu einer Otitis neigen, zu unterlassen.

Die Aufgabe des Tierarztes ist es mittels geeigneter Untersuchungsverfahren, die heute vom bloßen Untersuchen mittels einer Lupe und Lichtquelle über Endoskopie und Röntgen bis hin zur computertomographischen Untersuchung , reichen, das Ausmaß der Entzündung und alle Faktoren , die dazu führten, zu erkennen und auszuschalten. Denn nur so ist eine nachhaltige Heilung möglich, und chronische immer wieder auftretende leidvolle Erkrankungen zu vermeiden.