Plötzlich alt

Das Leben unserer Haustiere spiegelt in etwa das Leben eines Menschen im Zeitraffer wider. Zehn Jahre sind schnell vergangen und aus dem Welpen ist ein in die Jahre gekommenes Tier mit anderen Lebensansprüchen geworden.

Grundsätzlich wird zwischen der Alterung und altersbedingten Erkrankungen unterschieden. Beim Altern handelt es sich um die typischen normalen altersbedingten Veränderungen, die in Geweben stattfinden, keine Krankheit. Diese sind vorhersehbar und fortschreitend. Die Leistungsfähigkeit der Organe und Gewebe lässt nach. Die Tiere können Belastungen und Stress nicht mehr so bewältigen wie in ihrer Jugend. Stoffwechselleistungen von Organen wie Niere und Leber lassen nach. Eine verminderte Reaktionsfähigkeit des Immunsystems äußert sich in einer gesteigerten Infektanfälligkeit. Das Herz-Kreislaufsystem macht sich durch verringerte Leistungsfähigkeit in Form von Atemnot und längeren Erholungsphasen nach verstärkter Anstrengung bemerkbar. Besonders bei Katzen über acht Jahren stellt Bluthochdruck ein häufiges Problem dar, das sogar zur Erblindung führen kann. Reduzierte Elastizität des Bindegewebes und Degeneration des Gelenkknorpels führen zu Gelenksteifigkeit und Gelenksarthrosen. Auch Sehkraft und die Hörfähigkeit lassen nach. Letztlich nimmt auch die Tumoranfälligkeit zu.

Altersbedingte Erkrankungen entwickeln sich meist langsam und das Tier leidet sehr oft schon länger darunter, bevor die Symptome für Besitzer oder Tierarzt erkennbar sind. Ein gutes Beispiel dafür ist die Mitralklappenendokardiose des Hundes. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einem Umbau der normalerweise aus sehnigem Gewebe bestehenden Klappensegel in schleimig-weiches Gewebe, wobei sich diese verkürzen und undicht werden. Eine Zeit lang kompensiert der Organismus dieses Problem, doch wenn die Klappenveränderung zu groß wird, kommt es zu herabgesetzter Sauerstoffversorgung aller Organe und damit zu ernsthaften Problemen. Im Frühstadium sind diese Veränderungen nur mittels einer speziellen Ultraschalluntersuchung, der Dopplersonographie, darstellbar. Weiter Beispiele sind Fettleibigkeit, Zahnerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Prostataerkrankungen, Pankreatitis und viele mehr.

Ab einem Alter von ca. zehn Jahren ist es empfehlenswert, ihr Tier alle sechs Monate einer geriatrischen Vorsorgeuntersuchung zu unterziehen. Ziel solcher Untersuchungen ist das möglichst frühzeitige Erkennen von Erkrankungen. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Behandlung wesentlich. Es gilt Schmerzen zu lindern oder auszuschalten, die Lebensqualität aufrecht zu erhalten und ein Fortschreiten von Erkrankungen zu verzögern. Auch das Erkennen und Ausschalten von Risikofaktoren in der Lebensweise ist ein wichtiger Punkt in der Vorbeuge. Eine falsche Fütterung, die nicht alters- oder artgerecht ist. Adipositas (Fettleibigkeit) ist ein wesentlicher Risikofaktor. Es gilt für jedes Tier einen individuellen Therapieplan zu erstellen, denn schließlich soll ganze Leben Freude bereiten.