So ein „Schweinderl“

„Schon wieder ein Lackerl mitten im Bett, obwohl das Kisterl jeden Tag frisch gemacht wird. So ein undankbares Tier!“. Häufiges Harnmarkieren in der Wohnung, das Zerkratzen von Möbeln, Aggressionsanfälle oder übertrieben scheues Verhalten sind häufig an den Tierarzt herangetragene Problemverhaltensmuster von Katzen. Diese Aufzählung ist bei weitem nicht vollständig. Doch was ist die Ursache dafür?

Angst!

Angst ist eine Anpassungsreaktion auf Bedrohungen, sogenannte Stressoren. Es ist natürliches Verhalten, das das Überleben eines Individuums sichert. Dieses Verhalten ist teilweise angeboren. So muss eine Maus nicht erst lernen, dass eine Begegnung mit einer Katze gefährlich ist. Andererseits erlernt ein Kind, das sich an einer Herdplatte verbrannt hat, in Zukunft so eine bedrohliche Situation zu vermeiden. Es kommt zu einem Verhalten, das der Situation angepasst ist, wie Flucht oder Angriff. Krankhaft wird Angst dann, wenn es der Katze nicht möglich ist, durch ihr Verhalten die Ursache ihrer Angst loszuwerden. Wenn eine solche Situation lange besteht, kann es zu krankhaften Verhaltensmustern wie überschießender Aggression, unreinem Verhalten, verminderter Körperpflege und dauerhaftem Schreien kommen. Das Angstverhalten verselbstständigt sich. Diese Verhaltensmuster werden auch dann an den Tag gelegt, wenn der ursprüngliche auslösende Stimulus nicht mehr vorhanden ist. Es kann sogar zu chronischen Blasenentzündungen kommen. Dabei liegen die Auslöser zum Teil in der Kinderstube Ihres Tieres, wie eine zu frühe Trennung von der Mutterkatze. Sie müssen die Auslöser also nicht direkt kennen. Es ist sogar nachgewiesen, dass es bei Katzen eine genetische Veranlagung zu einer solchen Verhaltensstörung gibt.
Sollte Ihre Katze unter Aggression, Unreinheit, chronischer Blasenentzündung, plötzlich verändertem Sozialverhalten oder anderen Auffälligkeiten leiden, suchen Sie professionelle Hilfe. Eine individuelle Aufarbeitung des Problems ist notwendig.

Ein typisches Beispiel für Stressoren ist der Mehrkatzenhaushalt. Natürlich sind auch Katzen soziale Tiere, doch handelt es sich bei Gruppen von Wildkatzen in der Regel um Mütter, Tanten und junge Tiere. Die erwachsenen Katzen sind dabei überwiegend weiblich. Zu viele männliche Tiere bereiten Stress. So verhält es sich auch bei Katzen, die im menschlichen Haushalt leben. Wie immer gibt es Tiere, die sich besser miteinander verstehen und mit anderen wieder nicht können. Wichtig ist dann, dass jede Katze über ausreichend Freiraum verfügt und ungehinderten Zugang zu Futter, Wasser und Schlafplätzen hat, ohne dabei in Konfrontation mit einer anderen zu kommen. Das heißt zum Beispiel mehrere Näpfe und Kistchen. Katzen, die daran gewöhnt sind, alleine zu leben, sind oft auch weiterhin alleine glücklicher.

Bei der Therapie gehen Verhaltenstherapie und medikamentöse Behandlung Hand in Hand. In jedem Fall ist danach zu streben, den Katzen einen artgerechten, stressfreien Lebensraum zu gestalten.