Süßes Gift!

Klingt gar nicht gefährlich! Eine Packung Kaugummi fällt einer sieben Jahre alten Golden Retrieverhündin sozusagen in die Pfoten, während Frauchen mit Arbeiten am Haus beschäftigt ist. So eine Packung riecht lecker! Kein Hund kann da widerstehen, und schnell ist der Kaugummi aus der Verpackung herausgelöst und verzehrt. Doch als das Frauchen nach einer halben Stunde nach dem Hund sieht, liegt dieser zitternd und speichelnd in einer Ecke. Am Boden sind mehrere Flecken mit Erbrochenem. Unschwer ist zu erkennen, was der Hund da wieder weggefressen hat. Eines steht fest, nichts ist vor einem Hund sicher, außer man sperrt es weg. Sie sucht nach der Verpackung und liest die Inhaltsstoffe des Kaugummis durch. Dabei stößt sie auf das Wort Xylit. Sofort fällt ihr ein, schon einmal gehört zu haben, dass dieser Stoff für Hunde giftig sei. Sie ruft sofort ihren Tierarzt an- gut getan!

Der Birkenzucker Xylit oder Xylitol ist ein Zuckeralkohohl , der von dem Chemiker und Nobelpreisträger Emil Fischer entdeckt wurde. Dieser Zucker ist Bestandteil vieler Pflanzen. Namensgebend war auch der besonders hohe Gehalt in der Rinde der Birke und anderer Holzarten. Es ist ein Zuckeraustauschstoff (E967), der beim Menschen nachgewiesenermaßen eine Karies hemmende Wirkung hat. Die Süßkraft entspricht weitgehend der der Saccharose. Löst sich der Stoff im Speichel, entzieht er der Umgebung Wärme, was einen kühlenden Effekt nach sich zieht, ähnlich wie beim Menthol. Es dient auch als Zuckerersatzstoff für an Diabetes mellitus erkrankte Menschen, da der Brennwert geringer ist als der der Saccharose.

Doch für manche Säugetiere ist dieser Stoff giftig. Während er für Katzen völlig unbedenklich ist, hat er bei Hunden, Frettchen, Rindern, Ziegen und Kaninchen eine starke Insulin ausschüttende Wirkung. Dies führt in der Folge zu einem lebensbedrohlichen Abfall des Blutzuckerspiegels, einer Hypoglykämie. Zudem kann es bei Hunden zu schwerer Leberschädigung, Leberversagen und konsekutiver Gerinnungsstörung kommen. Bereits 0,1g Xylit sind für einen Hund giftig. Dosen ab 3-4 g sind tödlich. In einem zuckerfreien Kaugummi sind in etwa 0,3 g Xylitol enthalten.

Die Symptome sind mattes, apathisches Verhalten und Zittern. Nach ca. 30 Minuten kommt es zu Erbrechen, Durchfall und Herzrasen. Es kann sogar nach ein bis zwei Tagen zu Gelbsucht kommen.
Unbedingt zum Tierarzt! Eine sofortige schnelle Dekontamination mittels Auslösen von Erbrechen ist erforderlich. Die Eingabe von Aktivkohle kann versucht werden, wenn auch ihre Wirkung in diesem Fall umstritten ist. Der Blutzuckerspiegel muss stündlich kontrolliert werden und mittels Infusionen aufrechterhalten werden. Dies kann bis zu zwölf Stunden notwendig sein. Danach sollte eine laufende Kontrolle der Blutwerte und entsprechende therapeutische Maßnahmen vorgenommen werden.

Da die Giftigkeit von Nahrungsmitteln für Tiere nicht deklariert werden muss, ist vor dem Verfüttern an Tiere abzuklären, ob Xylit darin enthalten ist.

Aber grundsätzlich ist Süßes nichts für Tiere!