Schmerz lass nach

Was ist Schmerz?

Die Erregung von Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren) durch Reize wie Kälte, Hitze und mechanische Veränderung (Schnitt, Druck etc.) wird mittels Nervenfasern an das Rückenmark und schließlich an das Gehirn weitergeleitet. Dort in der Großhirnrinde erfolgt das bewusste Wahrnehmen von Schmerzen. Man unterscheidet zwischen langsamem und schnellem Schmerz.

Der schnelle Schmerz wird über schnellleitende Nervenfasern weitergeleitet, ist gut lokalisierbar, vergleichbar mit der Empfindung bei einer Schnittverletzung. Ein stechender Schmerz. Er lässt sich leicht nachvollziehen. Die Tiere schreien manchmal laut auf oder lassen sich an der verletzten Stelle nicht mehr berühren. Durch Erregung des Rückenmarks werden Reflexe ausgelöst, wie zum Beispiel das Wegziehen der Pfote von einer Flamme. Das geschieht unbewusst. Weiterer Schaden soll vermieden werden. Langsam leitende Nervenfasern induzieren einen eher flächenhaften, dumpfen Schmerz. Schmerz ist ein Warnsystem des Körpers, der vor weiteren Schäden geschützt werden soll. Man spricht von akutem Schmerz, der mit der Heilung wieder verschwindet. Hält Schmerz länger als 3 Monate an, also länger als die Heilung, spricht man von chronischem Schmerz, der bei chronischen oder degenerativen Erkrankungen auftritt.

Doch kommt es im Zuge von Gewebszerstörung auch zur Freisetzung von Gewebsmediatoren wie Histaminen und Leukotrienen. Diese Stoffe senken die Reizschwelle der Schmerzrezeptoren noch mehr herab, sodass immer geringere Reize bereits in der Lage sind, Schmerz auszulösen. Der Körper wird auf Schmerz sensibilisiert. Einerseits können Schmerzen ohne Noxe, dem Schmerzgedächtnis, vorhanden sein, aber andererseits auch normalerweise nicht schmerzhafte Reize bereits als schmerzhaft empfunden werden. Es entsteht eine unkontrollierte krankhafte Eigendynamik, die mit der ursprünglichen Warnfunktion des Schmerzes nichts mehr zu tun hat.

Akuter Schmerz ist auch bei unseren Haustieren in der Regel leicht erkennbar, doch der chronische Schmerz und das Schmerzgedächtnis können schon eine Herausforderung sein. Chronische Schmerzen führen zu Verhaltensveränderungen. Die Tiere sondern sich ab und bewegen sich ungern. Manche werden unleidig und aggressiv. Es kommt zu Frustration, wenn der Bewegungs- und Spieltrieb nicht mehr befriedigt werden kann. Bei degenerativen Gelenkserkrankungen zum Beispiel kommt es dazu, dass die betroffene Extremität immer weniger oder falsch belastet wird, was in der Folge einen Abbau der Muskulatur, eine Atrophie, nach sich zieht. Durch eine Schonhaltung wiederum wird der Krankheitsprozess gefördert. Eine Schmerzspirale entwickelt sich. Das oben erwähnte Schmerzgedächtnis entwickelt sich. Das Tier verspürt Schmerzen, obwohl die Ursache nicht mehr vorhanden ist. Der Besitzer ist der Schlüssel, um solche Zustände zu erkennen. Er kennt seinen Liebling. Er weiß wie er sich verhält. Warten Sie nicht zu lange und suchen Sie Ihren Tierarzt auf, denn es ist wichtig, Schmerzzustände möglichst schnell zu beenden, um die Lebensqualität Ihres Lieblings zu verbessern.