Trollige Begleiter

Meerschweinchen sind beliebte, unkomplizierte Haustiere. Ihr ausgeprägtes Sozialverhalten macht sie für die Haltung in Gruppen besonders geeignet. Auch dem Menschen gegenüber verhalten sie sich besonders freundlich. Die von den Spaniern im 16. Jahrhundert aus Südamerika mitgebrachten Meerschweinchen gehören zu den Nagetieren und wurden schon mindestens 2000 Jahre vor Christus domestiziert. Im Gegensatz zu vielen anderen Nagetieren, wie zum Beispiel den Mäusen oder Hamstern, sind die Meerschweinchen tagaktiv und halten keinen Winterschlaf. Wenn der Tierhalter munter ist, sind auch diese munter. Das bedeutet auch, dass nachts kein Lärm durch quietschende Laufräder im Kinderzimmer zu hören ist! Das Gewicht der erwachsenen Tiere beträgt etwa 600 bis 1300 Gramm. Sie werden im Schnitt sechs bis acht Jahre alt. Die Geschlechtsreife ist bei Weibchen schon mit einem Alter von etwa vier Wochen erreicht - also sehr fruchtbare Tiere. Dies legt eine zeitgerechte Kastration der männlichen Tiere nahe, um einer Bevölkerungsexplosion vorzubeugen.

Meerschweinchen sind reine Pflanzenfresser. Bezogen auf die Körpergröße ist eine Darmlänge von etwa 2,2 Metern enorm. Sie haben eine sehr spezielle Darmflora, die sich nur langsam auf Futterveränderungen einstellen kann.

Aber bei aller Robustheit! Auch Meerschweinchen haben ihre Schwachstellen. Als Nagetiere wachsen alle Zähne, auch die Backenzähne, zeitlebens. Sie sind an karge Lebensbedingungen angepasst, wie vor allem Heu und Grünfutter. Werden Meerschweinchen zu energiereich gefüttert, zum Beispiel mittels Getreide, so werden die Zähne nicht gleichmäßig abgenutzt und die unten gelegenen Backenzähne wachsen über die Zunge hinweg. Entweder der scharfe Grat verletzt die Weichteile in der Maulhöhle, was in einem Abszess resultieren kann, oder die Zunge wird unbeweglich. Werden die Zähne nicht korrigiert, so magern die Tiere ab und verhungern. Starker Speichelfluss kann ein Hinweis auf eine solche Symptomatik sein.

Zu gut gemeinte Fütterung kann auch durch Bewegungsmangel und unsaubere Ställe zu einer Erkrankung, der Pododermatitis, führen. Durch den Mangel an Hygiene, wird durch den Harnstoffgehalt der Ausscheidungen die Hornhaut der Ballen aufgelöst ,und es kommt zu einer Entzündung der Pfotenballen, die oft in Abzessen endet. Dicke Einstreu mit Heu und Behandlung mittels Antibiotikasalben sind dann notwendig.

Ein häufiges Problem bei weiblichen Tieren ist ein großer Bauchumfang kombiniert mit symmetrischem Haarausfall. Die Ursache dafür sind bis zu tennisballgroße Eierstockzysten. Die Weibchen sehen aus, als ob sie trächtig sind. Die einzig heilsame Therapie ist eine möglichst frühzeitige Kastration solcher Weibchen.
Haarballen, Trichobezoare, entstehen durch das Zusammenballen von Haaren im Magen. Besonders zur Zeit des Fellwechsels, insbesondere wenn die Tiere dann nicht gebürstet werden, schlucken die Tiere die Haare beim Putzen. Diese verklumpen dann leicht und bilden ein steinartiges Gebilde. Die Tiere können das Futter dann nicht mehr ausreichend verdauen, oder es kommt überhaupt zu einem Darmverschluss. Manchmal ist eine chirurgische Entfernung notwendig.

Die Liste ist bei Weitem nicht vollständig. Man sieht, dass auch die pflegeleichtesten Tiere fachgerechte Betreuung brauchen, um nicht zu leiden!