Ein Knoten am Bauch

Mit dieser Vorgeschichte wird häufig ein Milchdrüsentumor beim Hund vorgestellt. „Ist so etwas gefährlich, soll man etwas unternehmen? Das hat der Hund schon lange!“ hört man dabei regelmäßig. Mammatumore stellen den häufigsten Tumor der unkastrierten Hündin dar.

Eine Hündin hat beiderseits fünf Milchdrüsen. Eine Milchdrüse ist eigentlich eine modifizierte Schweißdrüse. Im Gegensatz zum Menschen treten beim Hund eine Vielzahl von verschiedenen Typen von Brusttumoren auf. Genauso wie in der Humanmedizin wird auch hier zwischen gutartigen (benignen), bösartigen (malignen) und unklassifizierten, also nicht zuordenbaren Tumoren unterschieden. Man spricht von der Dignität eines Gewebes. Bösartige Tumore wachsen in das sie umgebende Gewebe ein (Infiltration) oder führen zu Tochtergeschwülsten in anderen Organen, sogenannte Metastasen. Beim Hund sind ca. 30-40% der Tumore maligen. Grundsätzlich handelt es sich bei der Malignität aber um einen dynamischen Prozess, wobei sich aus gutartigen Veränderungen im Laufe der Zeit die eigentlich bösartigen Formen entwickeln. Besonders Hündinnen in einem Alter über fünf Jahren sind betroffen. Die am häufigsten anzutreffende Vorstufe, Präkanzerose, ist der „hyperplastische alveoläre Knoten“. Dieser kann oft lange und unscheinbar in einer Milchdrüse liegen. Doch durch den Einfluss von Sexual-, und anderen Hormonen kann aus diesem im Laufe der Zeit ein bösartiges Karzinom werden. Dieser negative Effekt von Hormonen auf die Dignität eines Mammatumors erklärt auch die Sinnhaftigkeit einer frühen, und daher protektiven Kastration. In Ländern, in denen eine Frühkastration üblich ist (z.B. USA), leiden deutlich weniger Hündinnen unter dieser Erkrankung. Doch dieser Schutz nimmt mit der Zeit ab, und ist am stärksten vor der 1. Läufigkeit. Er soll laut einer Studie zwischen der 1. und 2. Läufigkeit nur noch bis zu 26% betragen und danach nicht mehr gegeben sein. Von außen eingebrachte Hormone, z.B. die Läufigkeitsunterdrückung mit Progestinen, stellen auch einen Risikofaktor dar. Weiters können in ein und demselben Knoten auch in ihrer Dignität unterschiedliche Tumore nebeneinander vorliegen. Es lässt sich auch sagen, dass mit zunehmender Größe eines Tumors die Wahrscheinlichkeit seiner Bösartigkeit zunimmt. Auch dass Hunde, die bereits einen Tumor hatten, egal ob gut- oder bösartig, ein erhöhtes Risiko haben, an einem malignen Mammatumor zu erkranken. Einen weiteren in der Literatur genannten Risikofaktor stellt Übergewicht in der Zeit vor und um die 1. Läufigkeit dar. Unter den prädisponierten Hunderassen werden besonders Dackel, Pudel, Cocker Spaniel, Springer Spaniel, Dt. Schäfer, Dobermann und Boxer genannt, wobei laut einer Studie kleine Rassen seltener an malignen Tumoren erkranken sollen.
Nur durch Abtasten alleine, ohne eine Gewebeprobe, kann man nie etwas über die Dignität eines Tumors aussagen. Im Anfangsstadium verursachen diese keine klinischen Symptome. Zuwarten ist wie oben beschrieben ein gefährliches Unterfangen und daher nicht ratsam.