Es juckt

Tiere, die sich unentwegt kratzen, sind ein recht häufiger Vorstellungsgrund bei einem Tierarzt. Es kann regelrecht entnervend sein, wenn man hilflos mit ansehen muss, dass der Liebling sich ständig kratzt und leidet. Besonders schlimm ist es nachts. Ohne Ablenkung, ganz auf den Juckreiz konzentriert, artet es oft in Kratzorgien aus, die nicht selten, vor allem bei Katzen, zu erheblichen Selbstverletzungen führen. Daraus entwickelt sich ein Teufelskreis. Die Verletzungen entzünden sich, was das Krankheitsbild noch verschlimmert. Noch mehr Reiz und Schmerz. Auch wenn es nicht so weit kommt, stellt der Juckreiz doch eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität dar, der es zu begegnen gilt.

Doch so einheitlich die Krankheitserscheinungen sind, so vielfältig sind deren mögliche Ursachen. Es erfordert einerseits detektivisches Vorgehen, um der Ursache auf den Grund zu kommen, andererseits ist auch entsprechende Kooperation und Geduld des Patientenbesitzers notwendig. Denn selbst wenn man die Ursache erkennt, dauert es in der Regel bis zu 45 Tage bis sich eine Besserung einstellt. Da kann man sich vorstellen, dass eine Diagnosestellung manchmal eine sehr langwierige Prozedur darstellt.

Primär gilt es immer Parasitenbefall wie Flöhe, Milben und Haarlinge sowie Infektionen mit Bakterien und Pilzen auszuschließen. Dabei ist es gerade bei Flöhen nicht notwendig, dass das Tier mit diesen Plagegeistern übersät ist. Schon ein Biss kann tagelangen Juckreiz nach sich ziehen, wenn das Tier allergisch auf den Flohspeichel reagiert. Parasitenschutz sollte das ganze Jahr über vorhanden sein, denn Flöhe und Milben kommen das ganze Jahr über vor, auch in der kalten Jahreszeit.

Somit sind wir dann schon beim Thema „Allergie“. Dabei handelt es sich um eine überschießende Immunreaktion auf Stoffe, die normalerweise keine Immunreaktion nach sich ziehen. Solche Stoffe nennt man Allergene. Zusammengefasst unterscheidet man zwischen vier Gruppen von Allergien: der Flohspeichelallergie, der Futtermittelallergie, der Kontaktallergie und der gegen Umweltallergene – der Atopie. Bei der Futtermittelallergie richtet sich die Reaktion gegen Bestandteile des Futters- Eiweiß- und Kohlenhydratmoleküle. Kontaktallergien äußern sich in einem Ekzem bei Allergenkontakt mit der Haut. Bei der Atopie handelt es sich um eine entzündliche Hauterkrankung, die mit starkem Juckreiz verbunden ist. Die Veranlagung für eine solche Erkrankung ist vielfach vererbt. Besonders betroffen sind die Regionen um die Augen, die Ohrmuscheln, die Pfoten, Bauch, Flanke und Aftergegend. Die Haut ist an diesen Stellen nicht verändert. Leider ist eine solche Erkrankung nicht heilbar und bedarf einer lebenslangen Therapie. Zur Therapie steht heute neben medikamentöser Behandlung auch die Durchführung einer Hyposensibilisierung, bei der der Patient durch die Verabreichung von Allergeninjektionen desensibilisiert wird, zur Verfügung. Letztlich gilt es für jeden Patienten ein individuelles Therapieprogramm zusammenzustellen.